Das Ende der Ladehemmung

Das Ende der Ladehemmung

Bis 2030 sollen mehr als sieben Millionen Elektroautos durch Deutschland fahren, noch aber fehlen die nötigen Ladesäulen. Mit üppigen Zuschüssen kurbelt der Bund die Installation öffentlicher und privater Ladestationen an. Auch Wohnungseigentümer und Mieter haben es künftig leichter, eine Wallbox einzurichten.

Das vergangene Jahr ging als Rekordjahr in die Geschichte der Elektromobilität ein. Nie zuvor wurden in Deutschland so viele Elektroautos zugelassen: Ihre Zahl hat sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdreifacht. Fast jeder siebte bundesweit neu zugelassene Wagen fährt inzwischen mit Elektroantrieb. Einer der Hauptgründe: die Förderung der Bundesregierung, die bis 2025 verlängert und deutlich erhöht wurde. Käufer von reinen Elektroautos bekommen nun vom Bund und dem jeweiligen Hersteller insgesamt einen Zuschuss von bis zu 9.000 Euro. Für Plug-in-Hybride – also Autos mit Elektro- und Verbrennungsmotor – gibt es bis zu 6.750 Euro. Die großzügige Förderprämie soll die E-Mobilität weiter anschieben. Denn trotz hoher Zuwächse bei den Neuzulassungen ist die Zahl der Elektroautos auf Deutschlands Straßen insgesamt noch immer gering: 2020 kletterte ihr Anteil am gesamten Fahrzeugbestand von 0,5 auf 1,2 Prozent.

Gesucht: Mehr Ladepunkte

Denn die Kaufprämie allein hilft wenig, wenn Autofahrer in manchen Regionen Deutschlands lange suchen müssen, bis sie eine Stromtankstelle finden. Vor allem in ländlichen Regionen mangelt es noch an Ladestationen: Aktuell gibt es rund 40.000 öffentliche und teilöffentliche Ladepunkte in Deutschland, die meisten davon in Städten. Laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) benötigen schon eine Million Elektrofahrzeuge auf Deutschlands Straßen rund 70.000 Normal- und 7.000 Schnelladepunkte. Das weiß auch der Bund und treibt den Ladesäulenausbau voran: In den nächsten Jahren will das Verkehrsministerium vier Milliarden Euro in die öffentliche, private und gewerbliche Ladeinfrastruktur investieren.

Aufladen meist vor der Haustür

Ein wichtiger Faktor, um die Elektromobilität voranzutreiben, sind private Ladestationen. Finanzielle und technische Hürden erschweren die Installation sogenannter Wallboxen allerdings noch häufig. Um mehr Autofahrer von ihrem Einbau zu überzeugen, beschloss der Staat Ende 2020 eine Wallbox-Prämie. Von ihr profitieren insbesondere private Hauseigentümer mit eigenem Stellplatz und Stromanschluss in der Garage. Für Fahrzeughalter, die in einem Mehrfamilienhaus leben, wird es schon schwieriger.

Doch auch hier räumt der Gesetzgeber einige Hürden aus dem Weg: Das überarbeitete Wohnungseigentumsmodernisierungsgesetz (WEMoG) erleichtert die Installation einer Wallbox. Mussten Wohnungseigentümer und Mieter früher noch auf die Zustimmung der Miteigentümer und Vermieter warten, haben sie nun grundsätzlich einen Anspruch auf den Einbau einer Ladestation. Die Kosten trägt der Antragsteller. Zudem muss er den Netzbetreiber informieren oder sich von ihm den Bau der Wallbox genehmigen lassen.  

Möglichkeiten für Mieter

Mieter mit Wallbox-Wunsch, die in einem Mietshaus wohnen, müssen ihr Anliegen direkt mit ihrem Vermieter klären. Hier greift nicht das WEMoG, sondern das Mietrecht. Der ADAC empfiehlt, sich Mitstreiter für sein Anliegen zu suchen. Selbst wenn zurzeit nur ein Mieter auf ein E-Auto umsteigen will, könnten es künftig ja mehr werden. Je mehr Mieter sich an einer Ladeeinrichtung beteiligen, desto geringer fallen langfristig die Kosten für jeden Einzelnen aus, argumentiert der Automobilclub.

Zuschüsse für Wallboxen

Über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) können private Wohnungseigentümer, Vermieter und Mieter pro Ladepunkt mit einer Ladeleistung von elf Kilowatt einen Zuschuss von 900 Euro beantragen.

Darin enthalten ist auch der Einbau und Anschluss, das Energiemanagement-System zur Steuerung sowie alle nötigen Installationsarbeiten. Allerdings muss der Ladestrom ausschließlich aus erneuerbaren Energien stammen. Wichtig: Die Gesamtkosten müssen mindestens 900 Euro betragen. Liegen sie darunter, gibt es keinen Zuschuss.

Bessere Ladeinfrastruktur an attraktiven Alltagsplätzen

Um mehr öffentliche Ladepunkt zu schaffen, hat das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) ein Förderprogramm aufgelegt. „Ladeinfrastruktur vor Ort“ (LIS) heißt das 300 Millionen Euro schwere Programm, dass sich vor allem an den Einzelhandel, das Hotel- und Gastgewerbe und kommunale Einrichtungen richtet. Damit soll eine Ladeinfrastruktur an den Orten entstehen, die im Alltag oft angefahren werden. Voraussetzung für den Bonus vom Staat ist, dass die Ladeinfrastruktur öffentlich zugänglich ist und vertragsbasiertes Laden, Roaming und Ad-hoc-Laden ermöglicht. Ist das der Fall, gibt es folgende Zuschüsse zu den Investitionskosten:

  • Normalladepunkten (bis 22kW) bis zu 80 %, maximal 4.000 EUR pro Ladepunkt
  • Schnellladepunkten (größer 22kW) bis zu 80 %, maximal 16.000 EUR pro Ladepunkt
  • Anschluss an das Niederspannungsnetz bis zu 80 %, maximal 10.000 EUR
  • Anschluss an das Mittelspannungsnetz bis zu 80 %, maximal 100.000 EUR

Die Antragsstellung erfolgt über das BMVI. Anträge können bis zum 31.12.2021 eingereicht werden. Die genauen Konditionen haben die Pfalzwerke für Sie zusammengefasst.

Autorin: Dr. Susanne Becker

Mehr interessantes Gezwitscher:

Nachhaltig mobil: Elektroauto mit Ladestation zuhause

Nachhaltig mobil: Elektroauto mit Ladestation zuhause

Umweltschutz, Kostenersparnis, Unabhängigkeit: Es gibt viele Gründe, die für den Umstieg auf Elektromobilität sprechen. Beate und Horst Abstein haben es getan. Sie kauften ein klimafreundliches, reines Elektroauto. Die Batterie laden sie zuhause über eine Wallbox.

Mehr lesen Mehr lesen
Studie: E-Autos billiger als Verbrenner

Studie: E-Autos billiger als Verbrenner

Wie teuer sind E-Autos im täglichen Gebrauch? Eine Studie hat nicht nur den Anschaffungspreis der Fahrzeuge, sondern alle anfallenden Kosten berücksichtigt und kommt zu einem Ergebnis, das viele überraschen dürfte…

Mehr lesen Mehr lesen