Intelligenz im Stromzähler – der Smart Meter Rollout

Intelligenz im Stromzähler – der Smart Meter Rollout

Unsere analogen Stromzähler werden nun peu à peu durch digitale Zähler (moderne Messeinrichtungen) und intelligente Messsysteme (Smart Meter) ersetzt. Das bietet viele Vorteile, wirft vielleicht aber auch Fragen auf. Wir klären zuerst einmal ein paar Fakten.

Die mechanischen Ferraris-Zähler werden bis zum Jahr 2032 stufenweise durch digitale  Stromzähler ersetzt. Das Ziel: eine sichere und standardisierte Kommunikation in den Energienetzen, in denen künftig Millionen von Erzeugungsanlagen, Speichern, Letztverbrauchern und steuerbaren Lasten effizient vernetzt und verknüpft werden müssen. Denn ein Energieversorgungssystem, bei dem der Strom hauptsächlich aus schwankender Stromerzeugung stammt, setzt ein intelligentes Kommunikationsnetz voraus.
Mit dem Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende wird der Einbau intelligenter Messsysteme (sogenannter Smart Meter) beschleunigt werden. Der Bundestag hat das Gesetz am 20. April 2023 beschlossen.

Was ist ein Smart Meter und wie funktioniert er?

Der Begriff Smart Meter ist heutzutage in aller Munde. Korrekt ist allerdings die Bezeichnung intelligentes Messsystem, kurz iMSys. Dieses System besteht aus einem elektronischen Basiszähler und einem Smart Meter Gateway. Der Basiszähler erfasst den täglichen Stromverbrauch und die tatsächliche Nutzungszeit des Stroms. Selbständig sendet das Gerät den Verbrauch aber nicht nach außen. Dafür braucht es ein Smart Meter Gateway – die zweite Komponente des intelligenten Messsystems. Das Smart Meter Gateway ist eine Kommunikationseinheit, die es ermöglicht, die gesammelten Messdaten zum Stromverbrauch an den Messstellenbetreiber (also das Unternehmen, welches das intelligente Messsystem einbaut, betreibt und wartet) und an den Stromversorger zu übertragen.

Was sind die Vorteile von intelligenten Messsystemen (Smart Meter)?

Aktuell wissen rund 32% der Deutschen nicht, wie hoch ihr Stromverbrauch ist (Studie: bitkom, Privathaushalte wollen mehr Transparenz bei ihrem Energieverbrauch | Presseinformation | Bitkom e.V.). Hier können die neuesten intelligenten Messsysteme in der Zukunft einen konkreten Mehrwert bieten: Sie werden den individuellen Stromverbrauch im 15-Minuten-Takt erfassen. 

Der Smart Meter Rollout kann also in Zukunft Mehrwerte für Kundinnen und Kunden bringen. Folgende Zukunftsszenarien sind denkbar:

•    Visualisierung der Verbrauchswerte (Derzeit ist es nur möglich, den Zähler per LAN-Kabel mit einem Laptop zu verbinden und den Stromverbrauch so anzeigen zu lassen)
•    Automatisierte Verbrauchsdatenübermittlung 
•    Basis für zukünftige Technologien und Tarifmodelle wie z.B. dynamische Stromtarife oder das Steuern von Stromnetzen durch die Netzbetreiber 

Gerade dynamische und variable Stromtarife stoßen bei Kundinnen und Kunden auf großes Interesse: Rund 78% würden ein solches Angebot in Zukunft nutzen (Studie bitkom).

Unternehmen können mit intelligenten Messsystemen und der dadurch ermöglichten Visualisierung ihrer Verbrauchsdaten recht einfach ihre Anlagen optimieren: Zum Beispiel kann ein Bäcker den Stromverbrauch seiner zehn Filialen verfolgen und ineffiziente Kühltruhen oder Backöfen erkennen und austauschen.
Praktisch ist: Die Ablesung ist automatisiert. Die Bundesnetzagentur hat die Funktionen der Smart Meter hier gut zusammengefasst.

Wer bekommt ein Smart Meter (iMSys)?

Haushalte mit einem jährlichen Stromverbrauch von unter 6.000 kWh erhalten eine moderne Messeinrichtung (mME). Die mME misst und speichert den Stromverbrauch, übermittelt aber keine Daten und kann nicht fernausgelesen werden. Möglich ist es, die Werte der vergangenen 24 Monate per Lichtzeichen am Zähler direkt auszulesen.
Alle Verbraucher mit einem jährlichen Stromverbrauch von über 6.000 kWh sowie Erzeuger ab 7 kW installierter Leistung, also Besitzer einer entsprechenden PV-Anlage, erhalten ein iMSys. Auch alle steuerbaren Einrichtungen, also Wärmepumpen, nicht öffentlich-zugängliche Ladepunkte für Elektromobile, Anlagen zur Erzeugung von Kälte oder zur Speicherung elektrischer Energie und Nachtstromspeicherheizungen ab einem Leistungswert von 4,2 kW werden voraussichtlich ein iMSys bekommen. Der jeweilige Jahresverbrauch wird bei Bestandsbauten anhand des Durchschnitts der vorangegangenen drei Kalenderjahre errechnet. Ein normaler Vier-Personen-Haushalt verbraucht rund 4.000 kWh – aber wer zum Beispiel eine Wärmepumpe betreibt, kann die 6.000 kWh-Grenze schnell überschreiten und bekommt dann auch ein intelligentes Messsystem. Auch Familien mit einem großen Haus können schnell über der Grenze liegen. Bis 2032 müssen von Gesetzes wegen alle Ferraris-Zähler durch eine moderne oder intelligente Messeinrichtung ersetzt werden. Deswegen bekommen viele Kunden diesen schon jetzt eingebaut, zum Beispiel, wenn sowieso Renovierungsarbeiten anstehen oder ein neuer Zähler beantragt wird. Die spätere Erweiterung zu einem intelligenten Messsystem ist dann einfacher.
Mehr zum Unterschied zwischen analogen Zählern, moderner Messeinrichtung und intelligenten Stromzählern findest du im Beitrag zum Thema Stromzähler ablesen.

Kann ich einem Einbau widersprechen?

Nein, das ist nicht möglich. Dies ist durch das Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende vorgeschrieben, dessen Kernstück das Messstellenbetriebsgesetz ist. Dieses regelt den Einbau und den Betrieb von intelligenten Messsystemen in Deutschland. Wann müssen analoge Stromzähler durch digitale ersetzt werden? Wer bekommt ein intelligentes Messsystem? All das regelt das Gesetz. Aber warum auch widersprechen? Intelligente Messsysteme sind die notwendigen Bausteine der Energiewende – und das ist für unser aller Zukunft wichtig. Die Kosten, die auf die Verbraucher*innen durch den Smart Meter Rollout zukommen, hat die Bundesnetzagentur hier übersichtlich aufgeführt.

Wie sicher sind die intelligenten Messsysteme?

In einem Smart Meter Gateway wird ein Krypto-Chip eingesetzt. Damit ist die Technik sicherer als Online Banking. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) überwacht diese hohen Anforderungen an die Sicherheit und stellt nur Zertifizierungen für Geräte aus, die diesem Standard genügen.

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